Nach Ablauf der vom VfB Stuttgart gesetzten Frist für einen Transfer von Nick Woltemade zum FC Bayern München hat sich der Berater des Stürmers, Danny Bachmann, erneut und mit ungewöhnlich scharfen Worten zu Wort gemeldet. Der Transferpoker um den 23-jährigen Nationalspieler, der seit Monaten für Schlagzeilen sorgt, scheint vorerst beendet – allerdings in einer Stimmung, die alles andere als harmonisch ist.
Das Ultimatum des VfB Stuttgart
VfB-Geschäftsführer Alexander Wehrle hatte Bayern München ein klares Ultimatum gesetzt: Spätestens bis zum Anpfiff des Beckenbauer-Supercups am Samstag, 16. August 2025, sollte eine Einigung über den Transfer von Nick Woltemade erzielt sein. Sollte bis dahin kein Vertrag unterzeichnet sein, werde Stuttgart die Verhandlungen abbrechen. Diese Frist war kein leeres Druckmittel – der Verein wollte damit Planungssicherheit schaffen, zumal die Bundesliga-Saison unmittelbar bevorsteht.
Bayern hatte sich bis zuletzt bemüht, das Geschäft über die Bühne zu bringen. Nach wochenlangen Verhandlungen legte der Rekordmeister ein verbessertes Angebot auf den Tisch: rund 60 Millionen Euro Ablöse plus eine prozentuale Beteiligung am Weiterverkauf. In München hoffte man, damit die Bedenken des VfB auszuräumen.
Stuttgarts harte Linie
Doch Stuttgart blieb stur. Nach Vereinsangaben lag die interne Schmerzgrenze bei 75 Millionen Euro – eine Summe, die der Berater als „marktfern und nicht begründbar“ bezeichnete. Aus Sicht des VfB sei Woltemade für die sportlichen Ziele unverzichtbar, und der Klub müsse ihn weder aus wirtschaftlichen noch aus vertraglichen Gründen verkaufen. Vereinspräsident Dietmar Allgaier bekräftigte öffentlich, dass kein Druck bestehe und man notfalls in die Saison mit Woltemade als Schlüsselspieler gehen werde.
Trainer Sebastian Hoeneß zeigte sich ebenfalls überzeugt, dass der Angreifer bleiben wird. In mehreren Interviews lobte er die Loyalität des Spielers und betonte, dieser sei „voll im Team“ und hochmotiviert für die kommende Saison.
Die Sicht des Beraters
Ganz anders sieht es auf der Seite von Woltemades Management aus. Danny Bachmann sparte nach dem Fristablauf nicht mit Kritik. Er warf Stuttgart vor, mehrfach gemachte Zusagen gebrochen zu haben. Bereits im März 2024 und erneut im Juni 2025 habe es aus seiner Sicht klare Signale gegeben, dass man dem Spieler bei einem entsprechenden Angebot keine Steine in den Weg legen werde. Diese Zusagen seien nun ignoriert worden.
Besonders verärgert zeigte sich Bachmann darüber, dass Stuttgart den Preis im Laufe der Verhandlungen nach oben angepasst habe. „Ein Spieler, der in der Gehaltsstruktur nicht einmal zu den Topverdienern gehört, kann nicht plötzlich für Summen verhandelt werden, die selbst für absolute Weltstars ungewöhnlich wären“, so der Berater. Er unterstellte dem Verein, den Marktwert künstlich zu überhöhen, um den Transfer bewusst scheitern zu lassen.
Der Status quo
Mit Ablauf der Frist ist der Wechsel vorerst vom Tisch. Bayern München hat signalisiert, dass man unter den aktuellen Bedingungen nicht weiter verhandeln werde. Hinter den Kulissen dürfte allerdings weiterhin beobachtet werden, ob sich in den letzten Tagen des Transferfensters doch noch eine Öffnung ergibt – auch wenn offiziell „alles erledigt“ ist.
Für Woltemade selbst bedeutet die Situation, dass er sich nun voll auf den VfB konzentrieren muss. Öffentliche Äußerungen des Spielers gab es bislang kaum; er hat sich weder zu den gescheiterten Verhandlungen noch zu den Zukunftsplänen geäußert. Das könnte ein bewusstes Signal sein, um keine zusätzliche Unruhe ins Team zu bringen.
Auswirkungen auf alle Beteiligten
Für Stuttgart ist die Entscheidung sportlich ein Gewinn: Man behält einen der aktuell wertvollsten und leistungsstärksten Spieler der Bundesliga. Allerdings riskiert der Klub, dass Woltemade in Zukunft unzufrieden wird oder seinen Vertrag auslaufen lässt, was zu einem ablösefreien Wechsel führen könnte.
Für Bayern bedeutet das Scheitern des Transfers, dass man im Sturmzentrum weiter auf Alternativen angewiesen ist. Der Klub sucht schon länger nach einer Ergänzung oder Nachfolge für Harry Kane, der in die Jahre kommt und nicht jede Partie absolvieren kann. Woltemade galt als idealer Kandidat, um mittelfristig diese Lücke zu füllen.
Für den Spieler und seinen Berater ist der geplatzte Deal ein herber Rückschlag – nicht nur finanziell, sondern auch in sportlicher Hinsicht. Ein Wechsel zu Bayern hätte Champions-League-Fußball, Titelchancen und internationale Sichtbarkeit garantiert.
Ein Poker mit Nachspiel?
Auch wenn der Fall offiziell abgeschlossen scheint, ist nicht ausgeschlossen, dass das Thema bald wieder auf den Tisch kommt. Sollte Woltemade in der Hinrunde überragende Leistungen bringen und Bayern im Winter noch immer auf der Suche sein, könnte es zu einer erneuten Annäherung kommen. Allerdings wird das Verhältnis zwischen den Klubs und dem Berater wohl Zeit brauchen, um sich zu entspannen.
Die Episode zeigt einmal mehr, wie komplex und emotionsgeladen Transferverhandlungen auf höchstem Niveau sind. Es geht nicht nur um sportliche und wirtschaftliche Erwägungen, sondern auch um persönliche Eitelkeiten, strategische Überlegungen und die Frage, wie viel Macht ein Spieler tatsächlich über seine Karriere hat.
Vorerst gilt: Woltemade bleibt beim VfB Stuttgart, Bayern München schaut sich nach Alternativen um, und Berater Bachmann wird den Verlauf der kommenden Monate genau im Blick behalten – in der Hoffnung, dass sich die Türen für einen großen Transfer doch noch einmal öffnen.